Messung von Gehschall
Für die Durchführung von Messungen zur Charakterisierung von Gehschall gibt es derzeit kein genormtes Messverfahren. So werden verschiedene Verfahren zur Anregung der hinsichtlich ihrer Gehschallabstrahlung zu vermessenden Bodenstrukturen benutzt. Solche Anregungsverfahren sind unter anderem Normhammerwerk, fallende Stahlkugel bzw. Golfball oder Begehen durch eine Person.
In verschiedenen Untersuchungen konnte bisher gezeigt werden, dass zwischen den unterschiedlichen Verfahren große Abweichungen zwischen den Ergebnissen bestehen. Die zuerst genannten Verfahren haben den Vorteil, dass sie jederzeit gut reproduzierbar sind. Für die klassische Trittschallmessung ist deshalb das Normhammerwerk nach DIN EN ISO 140 das genormte Anregungsmittel.
Betrachtet man allerdings die Problematik des Gehschalls, korrelieren die mit Normhammerwerk bzw. Kugelfallversuch gemessenen Spektren und Pegelunterschiede für verschiedene Böden sehr wenig mit den auftretenden Spektren bzw. Pegelunterschieden beim Begehen. Diese Unterschiede sind durch einfache Umrechnungen nicht ausgleichbar.
Entstehung von Gehschall
Die Anregungsmechanismen bei der Entstehung von Gehschall wurden messtechnisch und theoretisch näher untersucht. Es wurde festgestellt, dass bei der Entstehung von Gehschall nicht nur Körperschallabstrahlung eine Rolle spielt. Auch der sogenannte Kontaktschall kann nicht vernachlässig werden. Mit Kontaktschall wird das Phänomen der direkten Luftschallabstrahlung bezeichnet, die entsteht, wenn ein bewegter Körper und die ihn unmittelbar umgebende Luft plötzlichen Beschleunigungen unterworfen wird.
Außerdem muss vermutet werden, dass die Anregung insbesondere bei der Verwendung der oben genannten technischen Ersatzschallquellen zu nichtlinearen Vorgängen beim Aufschlag auf den Boden führt. Somit erscheint eine Verwendung dieser Ersatzquellen zur Bestimmung von Gehschall nicht sehr sinnvoll. Eine derzeit untersuchte Alternative ist, die Quellimpedanz und Anregungskraft einer gehenden Person zu bestimmen und die technischen Ersatzquellen anhand dieser Kennwerte zu modifizieren.
Trotz dieser Bemühungen sind in Zukunft weitere Untersuchungen notwendig, um den Schallentstehungsprozess besser zu verstehen und auch gezielte Minderungs-Maßnahmen entwickeln zu können. Durch die Anwendung psychoakustischer Verfahren, d.h. die kombinierte Auswertung definierter objektiver und subjektiver Kriterien, lassen sich Aussagen über die Qualität von Fußboden-Belägen ableiten.